Ein anderes dieser Erlebnisse ging über mehrere Jahre hinweg.
So ziemlich zu Beginn meiner Ausbildung, träumte ich eines Nachts von einer Katastrophe, die meine Welt heimsuchen würde. Im Traum flüchtete ich und lief so schnell ich konnte, während die Katastrophe hinter mir war und passierte. Noch während die Flucht andauerte, wurde mir bewusst, dass sie passiert war, und Flucht sinnlos. Ergo drehte ich mich um und sah sie - die Katastrophe.
Sie stellte sich als Überflutung dar. Das ganze Mühlviertel war ein riesiges Meer und nichts hatte überlebt, außer mir.
Noch in Panik kam mir der Gedanke “Du hast doch gelernt, mit so was umzugehen.” Und schon trat ich an den Strand des Meeres und rief dessen Wesen an.
Es erhob sich eine riesige Welle, auf deren Kamm eine grüne Frau mit einem Kleinkind im Arm ritt und sich an den Strand tragen ließ.
Sie sah einfach perfekt aus, völlig real und ich war einfach so perplex, wie sie dicht vor mir stand, dass ich sagte “Oooh, so real hab ich mir euch nicht vorgestellt."
Und schon hatte ich einen ziemlich schmerzhaften Tritt gegen meine Schienbeine abbekommen, der mir schmerzlichst die Realität des Wesens aufzeigte.
Dann saßen wir auf einem Stein der von Wellen umspült war und unterhielten uns. Während des Gesprächs meinte ich “Wenn ich das meiner Freundin K. erzähle, die glaubts nicht” und mit einem ängstlichen Seitenblick zu dieser Meeresgöttin “also nicht, dass ich das jetzt nicht mehr glauben täte. Ich glaubs schon, ich glaubs schon!”
Zum damaligen Zeitpunkt war das für mich ein Hinweis von der anderen Wirklichkeit, das sie realer sind, als ich zu dieser Zeit vermeinte. Doch es ging noch weiter.
Einige Jahre später, ich war wieder in mein Heimatdorf gezogen, kam es wieder zu einer Begegnung mit ihr.
Ich wohnte mitten im Dorf, gegenüber des örtlichen Wirtshauses. Die Zeiten, wo Festlichkeiten stattfanden, Hochzeiten u. ä. nutzte ich dann für Trommelrituale, weils gegenüber eh so laut war, das meine Trommlerei nicht auffiel, wie ich dachte.
Es war Sommer und gegenüber wurde lautstark Hochzeit gefeiert. Das wollte ich nutzen, auch mal bei der Hitze mit geöffnetem Fenster ein Ritual auszuführen.
Mittlerweile hatte ich eine kleine, nigerianische Trommel. Eigentlich eine Touristentrommel, die wie ich sie erhielt, nicht einen ordentlichen Ton von sich gab. Mittlerweile die beste Reisetrommel der Welt. Warum das so ist, ist allerdings eine andere Geschichte.
Nun, ich begann an diesem schönen, warmen Augustabend mit meinem kleinen Trommel- und Singritual gegen 22.00 Uhr. Im Verlauf der Sache trat ich völlig weg, um gegen halb 4.00 morgens daraus wieder aufzutauchen, mit einem Wort in Kopf und auf der Zunge, das ich als Namen deutete - Yemaya.
Fand ich spannend, aber ich bin ja oft so obergescheit, und tat es eben als “spannend” ab, und das wars. Über das völlige wegtreten während der Session dachte ich überhaupt nicht nach, außer das ich es “super” fand.
Am nächsten Tag wollte ich mir ein Essen im Wirtshaus vergönnen und ging nach nebenan.
Dort sprach mich dann die Kellnerin an, und fragte, welch tolle Ethnoplatte ich den in der Nacht abgespielt hätte. Sie und ihre Kollegin wären am Nachhauseweg eine ganze Weile unter meinem offenen Fenster gestanden und hätten sich die tolle Musik angehört, die da erklang.
Tolle Musik? Mehrere Instrumente? Weibliche und männliche Gesangsstimmen?
Ich war ein bissl in Erklärungsnot. Ließ das mit der Ehnoplatte stehen. “Ja du, die hab ich ausgeliehen. Eine Kassette, auf der nicht steht, wer die Musiker sind. Muß ich leider morgen zurückgeben, an eine Freundin in Linz”. *hüstel*
Und nach dem Essen begann ich zu suchen, weil ich doch grad vor ein paar Monaten ein Buch geschenkt bekommen hab, in dem ganz viele Göttinnen und Götter aus verschiedenen Kulturen vorkamen.
Irgendwie wars mir ein bissl dringlich auf einmal.
Tatsächlich fand ich in dem Buch auch “Yemaya”. Sie war darin als Göttin des Voodoo angegeben und ich konnt so gar nichts damit anfangen.
Internet war nicht zu der Zeit und so faßte ich den Entschluß, ziemlich bald mal nach Linz zu fahren, um mich in diversen Buchhandlungen schlau zu machen.
Der Entschluß war schnell gefaßt, die Umsetzung ließ auf sich warten.
Zwei Wochen vergingen, und ich hatte noch immer nichts gemacht.
Worauf ich eines morgens aufwachte, weil ich selber ganz laut ständig einen Namen rief “Yemaya, Yemaya, Yemaya”.
Das war der ausschlaggebende Grund, am selben Tag - es war auch grad möglich - in die Stadt zu fahren, um mich endlich schlauer zu machen.
Dort ging ich gleich in den größten Buchladen und durchsuchte die esoterische Ecke. Da gabs zwei Bücher über Voodoo, die mich absolut nicht ansprachen und auch von der Info über Yemaya nicht recht ergiebig waren.
Eigentlich schon am Gehen, machte ich den Umweg über die Religionsabteilung. Direkt vor einem Regal blieb ich stehen, meine Hand griff in eine der Reihen und zog ein Buch raus - völlig unabsichtlich - und ich hielt das Buch “Die Kraft der Orishas” von Philip Neimark in Händen.
Etwas perplex blätterte ich ins Inhaltsverzeichnis und fand sie - Yemaya.
Darin wurde sie beschrieben als Göttin des Meeres. Sie zieht die Kinder anderer Göttinnen wie z.b. Oshun auf.
Und da war sie - die Frau aus meinem Traum von vor etlichen Jahren. Die Frau aus dem Meer mit dem Kind im Arm. Eine Göttin - Yemaya.
Danach vergingen wieder viele Jahre, und ich begegnete ihr hier in Berlin wieder. Lernte Menschen kennen, die in der Santeria sind. Die Yemaya als Kopforisha, als Mutter haben.
Mehr ist noch nicht passiert, allerdings bin ich sicher, das meine Geschichte mit Yemaya noch nicht zu Ende ist.